Der LTE-Nachfolger bringt frischen Wind in den Telekommunikationssektor und eröffnet neue Möglichkeiten für Verbraucher und Wirtschaft
Als sich das Coronavirus (COVID-19) zu Beginn des Jahres 2020 zügig verbreitete und rasch zu einer Pandemie heranwuchs, mussten Lösungen gefunden werden, um die Arbeitswelt und das öffentliche Leben so gut es ging aufrechtzuerhalten. Schnell gewann der Aufbau einer digitalen Infrastruktur an Bedeutung. Neben dem stationären Breitbandinternet geriet auch der neue Mobilfunkstandard 5G, der deutlich höhere Datenübertragungsraten ermöglicht, in den Fokus.
Das 5G-Auktionsverfahren
Als am 19. März 2019 das von der Bundesnetzagentur einige Male verschobene Frequenzvergabeverfahren für den neuen Mobilfunkstandard 5G begann, traten die drei Telekommunikationskonzerne und Mobilfunknetzbetreiber Telefónica Germany GmbH & Co. OHG, Telekom Deutschland GmbH und Vodafone GmbH an, um die essenziellen Frequenzen für die lang ersehnte, fünfte Generation des Mobilfunks zu ersteigern. 88 Tage und 497 Bieterrunden später war die Auktion beendet. Das Ergebnis dieser Auktion: Die Mobilfunkbetreiber kostete der Erwerb der 5G-Frequenzen über 6,5 Milliarden Euro.
Diese Rekordsumme ist jedoch nicht das einzig Bemerkenswerte an dieser Auktion. Neben den bekannten drei Mobilfunknetzbetreibern ersteigerte auch ein neues, viertes Unternehmen 5G-Frequenzen. Bei diesem Neueinsteiger handelt es sich um die Drillisch Netz AG. Dieses Unternehmen gehört dem im rheinland-pfälzischen Montabaur ansässigen Internetanbieter United Internet AG. Die United Internet AG, die als Internetprovider mit ihrer Tochter, der 1&1 AG (vormals 1&1 Drillisch AG), auf dem Telekommunikationsmarkt auftritt und das Mobilfunknetz von Telefónica nutzt, hat es sich zum Ziel gesetzt, eine eigene Mobilfunkinfrastruktur aufzubauen und seinen Kunden in Zukunft ein eigenes Netz anzubieten.
Kritik am Vergabeverfahren
Das Vergabeverfahren der Bundesnetzagentur an sich und der Preis der Frequenzen wurden kritisiert und als unverhältnismäßig bezeichnet. So hätte man die Auktion bereits in der Runde 191 für 1,2 Milliarden Euro weniger als am Ende der Auktion erfolgreich beenden können, so das Ifo Institut. Das eigentliche Ziel eines solchen Auktionsverfahrens ist nicht die Einnahmemaximierung. Vielmehr soll es darum gehen, herauszufinden, welches Unternehmen den angebotenen Frequenzen gegenüber die höchste Wertschätzung zeigt und wer diese Frequenzen am effektivsten nutzen kann.
Bedeutung für den Telekommunikationsmarkt
Waren bisher nur die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica in der Branche der drahtlosen Telekommunikation als Netzbetreiber aktiv, so gewinnt die Branche mit United Internet künftig einen weiteren Akteur hinzu, der die Wettbewerbsdynamik dieses Wirtschaftszweigs verändern kann. Während die 5G-Freqenzvergabe für die bisherigen Mobilfunknetzbetreiber unter umfassenden Auflagen erfolgte, wie etwa jener, dass bis Ende 2022 mindestens 1.000 5G-Basisstationen errichtet und mindestens 98 % der Haushalte je Bundesland mit einer Bandbreite von über 100 Megabit pro Sekunde versorgt werden müssen, wurde United Internet eingeräumt, 25 % der Haushalte bis 2023 und 50 % der Haushalte bis 2025 mit 5G zu versorgen. Damit wird United Internet voraussichtlich ab 2023 sukzessive den Nutzungsbedarf des Mobilfunknetzes der Telefónica reduzieren. Der Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt, der ohnehin schon als intensiv zu bezeichnen ist, dürfte sich dadurch verstärken, da mehr Druck auf die übrigen Akteure ausgeübt wird. Gleichzeitig stellt der Eintritt von United Internet in den Markt der Mobilfunknetzbetreiber eine Chance für Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen dar, da diese zeitnah von den Vorzügen des neuen Mobilfunkstandards profitieren können. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam und in schnellen Schritten voran. 5G stellt einen wichtigen Eckpfeiler dar, um mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt zu halten.
Was macht 5G besonders?
Der neue 5G-Mobilfunkstandard verfügt im Vergleich zu 4G über weitaus höhere Datenübertragungsraten. Wegen seiner schnellen Datenübertragung und einer geringen Latenz, die bis zu zehnmal niedriger ist als bei 4G, ermöglicht der neue Mobilfunkstandard eine Kommunikation, die nahezu in Echtzeit erfolgt. Das ist wichtig, um die sogenannte Industrie 4.0, ein Zukunftsprojekt zur umfassenden Digitalisierung der industriellen Produktion, zu realisieren. Neben den Automobilherstellern und ihren Zulieferern dürften auch Unternehmen aus dem Maschinenbau sowie aus der Logistik einen hohen Nutzen aus der 5G-Technologie ziehen können. Nur ein leistungsfähiges Mobilfunknetz ist in der Lage, die von den Unternehmen gewünschte Vernetzung von Maschinen zu ermöglichen. Ein wichtiges Feld, das sich durch die 5G-Technologie verwirklichen lässt, sind Campusnetze. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von privatem und öffentlichem Mobilfunk. Auf dieser Basis lassen sich beispielsweise Tausende von Sensoren innerhalb einer Fabrik miteinander vernetzen.
Fazit
Der neue 5G-Mobilfunkstandard stellt eine wichtige Zukunftstechnologie für die deutsche Wirtschaft dar. 5G dient dabei als Katalysator für die Implementierung der Industrie 4.0, auf deren Grundlage sich neue Effizienzgrade realisieren lassen. Das verarbeitende Gewerbe, Forschungseinrichtungen, die Logistik und die Landwirtschaft sind nur einige Bereiche, in denen 5G eine Schlüsselrolle spielen wird. Während insbesondere große Unternehmen durch ihre hohe Finanzkraft das Potenzial von 5G ausschöpfen können, dürfte es für Mittelständler kaum von geringerer Bedeutung sein.