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  1. Analyst Insights

Banken im Wandel: Wie Fusionen den Bankensektor transformieren

Banken im Wandel: Wie Fusionen den Bankensektor transformieren

Written by

Maximilian Weikert

Maximilian Weikert
Analyst Published 17 Oct 2025 Read time: 4

Published on

17 Oct 2025

Read time

4 minutes

Key Takeaways

  • Die Konsolidierung im Bankenwesen bleibt ein dominanter Trend, der durch Regulatorik, Kostendruck, Digitalisierung und niedrige Ertragslagen vorangetrieben wird und insbesondere kleine und mittelgroße Institute betrifft.
  • Während Bankenfusionen Effizienz- und Wettbewerbsgewinne ermöglichen, bergen sie auch Risiken wie erhöhte Komplexität, Identitätsverlust und die Entstehung „systemrelevanter“ Institute.
  • Kleine und mittlere Banken sind entscheidend für die Finanzierung und Innovationskraft des deutschen Mittelstands, der im internationalen Wettbewerb vor allem in Branchen wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie führend ist.
  • Für die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands ist es essenziell, die Vielfalt und Erreichbarkeit regionaler Bankenlandschaften zu erhalten, da sie maßgeblich zur Krisenresilienz des Standorts beitragen.

Im aktuellen Jahr sind Zusammenschlüsse, Fusionen und Übernahmen in der deutschen Bankenlandschaft von besonderer Bedeutung, da sich die Branche in einem Umfeld aus digitalem Wandel, geopolitischer Unsicherheit und verschärften regulatorischen Anforderungen behaupten muss. Viele Institute stehen unter Druck, ihre Geschäftsmodelle zu modernisieren und Skaleneffekte zu nutzen, um profitabel zu bleiben. Gerade in Deutschland, wo der Wettbewerb durch eine Vielzahl regionaler und spezialisierter Banken besonders intensiv ist, werden solche Zusammenschlüsse zu einem Schlüsselinstrument, um Stabilität, Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Entwicklung und Treiber des Konsolidierungstrends im Bankensektor

Fusionen und Übernahmen im Bankensektor bezeichnen die organisatorische und rechtliche Vereinigung zweier oder mehrerer Banken, um Ressourcen, Kunden und Know-how zu bündeln. Wesentliche Gründe sind der Wettbewerbsdruck, die Notwendigkeit zur Kostensenkung durch Skaleneffekte sowie immer komplexere regulatorische Anforderungen (beispielsweise das Regelwerk Basel III), die gerade kleinere, eigenständige Institute überproportional stark belasten.

Hinzu kommen wirtschaftliche Schieflagen, eine fehlende Nachfolge und der Fachkräftemangel, der Zusammenschlüsse insbesondere bei regionalen Banken begünstigt. Aktuell hält der Konsolidierungstrend unvermindert an: Zwischen 2017 und 2021 sank die Anzahl der Banken in Deutschland um etwa 15 %, in der Eurozone sogar um über 16 %. Besonders betroffen sind Genossenschaftsbanken, während Fusionen bei Sparkassen und Kreditbanken seltener sind.

Fusionen erfolgen meist national, internationale Zusammenschlüsse sind selten und komplex. Während die Zahl der Institute zwischen 2017 und 2021 um etwa 15 % sank, stiegen die Bilanzsummen vieler Bankengruppen in diesem Zeitraum um über 30 %. Die Konsolidierung gilt daher als zentrale Überlebens- und Wachstumsstrategie für viele Institute und eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Diese Entwicklungen verändern nicht nur die Struktur des Bankensektors, sondern haben auch tiefgreifende Auswirkungen auf die einzelnen Institute selbst – von der Organisation und Wettbewerbsfähigkeit bis hin zur Risikostruktur und regionalen Verankerung.

Konsequenzen von Konsolidierungen und Fusionen für Banken

Fusionen und Konsolidierungen bringen für Banken eine Vielzahl von Konsequenzen mit sich. Zusammenschlüsse ermöglichen es vor allem kleineren und mittelgroßen Instituten, Kosten zu senken, Synergien zu nutzen und regulatorische Anforderungen gemeinsam leichter zu erfüllen.

Größere Einheiten profitieren häufig von besseren Risikomanagement-Strukturen und können Skaleneffekte nutzen, zum Beispiel im Einkauf oder bei Digitalisierungsprojekten. Dadurch stärken sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und erhöhen ihre Bilanzsumme, was den Zugang zu Kapitalmärkten erleichtert.

Allerdings entstehen nicht nur Vorteile: Mit wachsender Größe steigen die Komplexität der Steuerung und der Integrationsaufwand, insbesondere bei der Harmonisierung von IT-Systemen, Kulturen und Prozessen. Fusionen können zudem mit dem Verlust regionaler Identität einhergehen und das Risiko kultureller Konflikte in den Belegschaften erhöhen.

Je größer Banken werden, desto stärker geraten sie auch in den Fokus der Bankenaufsicht – und im Extremfall entstehen Institute, die als „too big to fail“ bezeichnet werden. Sie stellen also ein Risiko für die Finanzstabilität dar, weil ihr Scheitern große volkswirtschaftliche Folgen hätte.

Insgesamt ist die Konsolidierung eine wichtige Strategie für Banken, um ihre Rentabilität und ihre Überlebensfähigkeit im härter werdenden Wettbewerbsumfeld zu sichern sie verlangt aber neben wirtschaftlicher Schlagkraft auch ein hohes Maß an Geschick beim Management der Integration und der Mitarbeiter.

Bedeutung von KMU und kleinen Banken für Deutschland

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Herzstück der deutschen Wirtschaft und verantworten mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze sowie einen Großteil der Wertschöpfung. Sie gelten als Innovationsmotor und machen Deutschland mit zahlreichen „Hidden Champions“ besonders in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie zum weltweit führenden Standort für spezialisierte Nischenanbieter.

Die unternehmerische Vielfalt und die Exportkraft hängen eng mit den Rahmenbedingungen am Standort zusammen, insbesondere mit dem Zugang zu passgenauer Finanzierung. Hier spielen kleine und mittlere Banken, vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken, eine entscheidende Rolle.

Kleinere Institute geraten zunehmend unter Druck, weil die regulatorischen Auflagen für sie – gemessen an ihrer Größe – einen vergleichsweise hohen Aufwand und hohe Kosten verursachen. Über Verbundlösungen und Kooperationen, etwa bei der IT oder im Bereich Compliance, kann es ihnen jedoch gelingen, viele Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

Anders als Großbanken, die stark zentralisiert und standardisiert agieren, berücksichtigen kleinere Institute auch „weiche Faktoren“ wie die Unternehmensführung oder lokale Besonderheiten. Dadurch können sie Kredite oft dann vergeben, wenn große Banken skeptisch bleiben.

Gerade in Krisenzeiten wie der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 haben deutsche Regionalbanken ihre Kreditvergabe ausgeweitet und halfen dem Mittelstand, sich schnell zu erholen, während dies in Ländern mit wenigen Großbanken, etwa im Vereinigten Königreich, deutlich schwieriger war.

Kleine und mittlere Banken bleiben damit nicht nur Finanzierer, sondern auch Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft. Ihre Nähe, Vielfalt und Krisenfestigkeit sichern die Innovationskraft des Mittelstands und sind entscheidend, damit Deutschland auch künftig seine wirtschaftliche Stärke und regionale Vielfalt bewahren kann.

Die aktuelle Debatte um die geplante Übernahme der Commerzbank durch UniCredit zeigt, wie wichtig es ist, eine vielfältige Landschaft an lokalen Banken – unabhängig von ihrer Größe – zu erhalten. Führende Vertreter großer mittelständischer Unternehmen wie Herrenknecht und Kirchhoff warnen im Falle einer Fusion von Commerzbank und UniCredit, dass die Finanzierungsmöglichkeiten und Wettbewerbsbedingungen für den Mittelstand darunter leiden könnten.

Sie befürchten, dass zentrale Entscheidungen künftig in Mailand getroffen und Kreditprozesse standardisiert würden, wodurch die persönliche Beziehung, schnelle Entscheidungswege und das gewachsene Vertrauensverhältnis zwischen Hausbank und Unternehmen verloren gehen könnten.

Final Word

Die Konsolidierung der Bankenlandschaft in Deutschland wird sich weiter fortsetzen und betrifft vor allem kleine und mittelgroße Institute. Trotz zunehmender Größe und Konzentration der Banken bleiben leistungsfähige regionale Institute unverzichtbar, um die Finanzierung des Mittelstands und die Stabilität der Wirtschaft zu sichern.

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