Key Takeaways
- Humanoide Roboter halten zunehmend Einzug in die Arbeitswelt. Sie sollen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vor allem aber für gefährliche und repetitive Tätigkeiten in Produktion und Logistik, eingesetzt werden.
- Humanoide Roboter sind dem Menschen nachempfunden. Sie können aufrecht gehen, besitzen gute motorische Fähigkeiten und sind mit langlebigen Batterien ausgestattet. Mithilfe von KI sind sie auch erstmals zum selbstständigen Lernen befähigt.
- In der Automobilindustrie gehören humanoide Roboter bereits zum Arbeitsalltag: BMW setzt den ersten humanoiden Roboter im Karosseriebau ein, Hyundai plant den zukünftigen großflächigen Einsatz und Tesla entwickelt gerade sein eigenes Modell, den Tesla Bot.
- 2025 sollen humanoide Roboter voraussichtlich in Serie gehen; Vorreiter sind Hersteller aus China und den USA. Die Serienfertigung von Robotern kann einen breiten Einsatz in der Logistik und im Dienstleistungssektor ermöglichen.
Der Einsatz von Robotern in der Arbeitswelt ist längst nichts Neues mehr. Gelenkroboter und Cobots, also Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten können, werden bereits seit Jahren in automatisierten Fertigungsprozessen eingesetzt. Nun sollen auch humanoide Roboter entlang der gesamten Wertschöpfungskette Einzug in die Arbeitswelt halten, vor allem für gefährliche und repetitive Tätigkeiten in Produktion und Logistik sowie im Dienstleistungsbereich. Fortschritte in der KI und der Sprung in die Serienfertigung haben das Interesse von Investoren und Kunden gleichermaßen geweckt.
Was versteht man unter humanoiden Robotern?
Ein humanoider Roboter ist nach dem Vorbild des Menschen konstruiert. Das bedeutet, dass Roboter dieser Art in ihrem Aussehen und oft auch in ihren Bewegungsabläufen dem Menschen nachempfunden sind. Sie sind aufwendiger in der Herstellung und mit neuen Sensortechnologien ausgestattet, um eine umfassende Wahrnehmung der Umgebung zu ermöglichen.
Der Mehraufwand lohnt sich jedoch nach Ansicht der Hersteller, da menschenähnliche Roboter besser in unsere Welt integriert werden können. Unsere Außenwelt ist der menschlichen Form angepasst, und Roboter müssen sich frei bewegen können, um in Zukunft breit einsetzbar zu sein. Letztendlich ist es das Ziel, humanoide Roboter in Bereichen einzusetzen, in denen der Einsatz von konventionellen Robotern bisher nicht möglich war, wie beispielsweise in Privathaushalten oder dem Dienstleistungssektor.
Robotik trifft auf KI
Ein besonderer Meilenstein in der Robotik ist die Integration von KI. Humanoide Roboter, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind, haben das Potenzial, ihre Lernfähigkeit kontinuierlich zu steigern. Dazu müssen humanoide Roboter Simulationen unterzogen werden, um Lernfortschritte in den Bereichen autonome Bewegung, Motorik, Navigation und Wahrnehmung zu erzielen und sie für den Einsatz in der Arbeitswelt vorzubereiten.
Die Zusammenarbeit zwischen Robotik- und KI-Unternehmen hat der Forschung an humanoiden Robotern wichtige Impulse verliehen. So hat Open AI bereits 2023 mit dem norwegischen Start-up 1X Technologies zusammengearbeitet, um bessere Sprachmodule für Roboter zu entwickeln, die auch in der Lage sind, ihre Sprachfähigkeiten mit der Zeit zu verbessern.
Das deutsche Unternehmen Neura Robotics entwickelt aktuell KI-unterstützte humanoide Roboter, die in Fabriken manuelle Tätigkeiten verrichten, aber auch in Privathaushalten Hilfsdienste übernehmen können. Dazu kann der Roboter mithilfe von KI Sprache und Anweisungen verstehen.
Humanoide Roboter sind bereits im Einsatz
Humanoide Roboter sind im Alltag der Automobilindustrie bereits angekommen. Die Automobil- und Zulieferindustrie eignet sich besonders gut für die Verwendung von Robotern, da die Fertigungsprozesse bereits stark standardisiert und automatisiert sind. Der Autohersteller BMW hat in seinem Werk in South Carolina seinen ersten humanoiden Roboter im Einsatz.
Mercedes arbeitet mit der texanischen Firma Apptronik zusammen, um den Einsatz von Robotern in der Produktion zu erforschen und auch Hyundai plant den testweisen Einsatz von Atlas-Robotern der Firma Boston Dynamics. Der amerikanische Autohersteller Tesla wiederum hat angekündigt, mit dem Tesla-Bot einen eigenen humanoiden Roboter zur Produktionsunterstützung zu entwickeln.
Neben der Automobilbranche sind humanoide Roboter vereinzelt auch in der Logistik zu finden. So testet Amazon bereits Roboter der amerikanischen Firma Agility Robotics in seinen Lagern. Ein flächendeckender Einsatz scheitert derzeit allerdings noch an den hohen Anschaffungskosten. Ab 2025 soll sich das aber ändern, denn dann soll die Serienproduktion von humanoiden Robotern erstmals möglich sein. China und die USA dürften dabei eine Vorreiterrolle einnehmen.
Das Rennen um die Serienfertigung hat begonnen
China spielt in der Robotik eine große Rolle als Markt; in Peking allein gibt es mehr als 100 Robotikunternehmen. Im Jahr 2023 wurden zudem 1,3 Milliarden Euro für die Errichtung eines humanoiden Robotikzentrums freigegeben. Laut chinesischen Plänen soll die serielle Produktion humanoider Roboter im Jahr 2025 beginnen. Die Firma Fourier Intelligence in Shanghai soll bereits bis Ende des Jahres 1000 Roboter zum Verkauf bereitstellen.
Im Bereich der Serienfertigung von humanoiden Robotern steht China in Konkurrenz zu den USA. Das Unternehmen Agility Robotics in Oregon strebt ebenfalls die Serienproduktion von Digit-Robotern im Jahr 2025 an. Die Produktionskapazitäten sollen in den kommenden Jahren von hundert auf tausend erhöht werden. Das Unternehmen Figure AI entwickelt derzeit gemeinsam mit OpenAI neue KI-Modelle für seine Roboter und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle auf dem Markt einnehmen.
Sind humanoide Roboter die Mitarbeiter der Zukunft?
Der breite Einsatz von humanoiden Robotern könnte dazu beitragen, das Problem des Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt zu lösen, mit dem Branchen wie der Tourismus, die Gastronomie, aber auch das Baugewerbe schon seit Langem konfrontiert sind. Des Weiteren können Arbeitskräfte bei gefährlichen oder anspruchsvollen Tätigkeiten, wie sie beispielsweise in der Metallindustrie vorkommen, entlastet werden. Dadurch lässt sich das Risiko von Arbeitsunfällen reduzieren.
Allerdings besteht das Risiko, dass die aktuellen Erwartungen die Realität übersteigen. Ein Großteil der derzeitigen Forschungsergebnisse wurde noch nicht in der Unternehmenspraxis getestet und die meisten Hersteller haben bisher nicht mit der serienreifen Produktion begonnen. Die Akzeptanz von Robotern im Service- und Pflegebereich ist ebenfalls bislang nicht abschließend geklärt. Dies ist insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe von Bedeutung, da dort die persönliche Betreuung der Gäste nach wie vor einen hohen Stellenwert einnimmt.
Final Word
Humanoide Roboter haben es von der Planungs- und Testphase auf den Markt geschafft. Durch den Einsatz von KI und neuer Sensortechnik sind sie nun in der Lage, selbstständig anspruchsvolle Tätigkeiten zu verrichten. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die Serienfertigung und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten auch zu einer verstärkten Nutzung in Unternehmen führen werden.