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  1. Analyst Insights

Schwer gebeutelt – Die Freizeit-, Gastronomie- und Unterhaltungsbranchen in der Pandemie

Schwer gebeutelt – Die Freizeit-, Gastronomie- und Unterhaltungsbranchen in der Pandemie

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Linda Yu

Linda Yu
Analyst Published 23 May 2022 Read time: 7

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23 May 2022

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Die wirtschaftliche Rezession nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und die Eindämmungsmaßnahmen sorgten für eine Dämpfung der Konsumbereitschaft

 

Der Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus in Deutschland Anfang 2020 sorgte für eine Stilllegung großer Bereiche des öffentlichen Lebens. Mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens gingen massive Einschnitte des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens einher. Handels-, Produktions- und sonstige Wirtschaftsaktivitäten wurden in großem Stil eingestellt, was in einer wirtschaftlichen Rezession resultierte. Nach dem Bekanntwerden der ersten Infektionsfälle in Deutschland im Januar 2020 wurde beginnend ab März der erste Lockdown verhängt. Es kam vorübergehend zu bundesweiten Schließungen sämtlicher nicht systemrelevanter Einrichtungen, zu Verboten von Veranstaltungen, zur Einführung von Abstands- und Hygieneregelungen und zu Kontaktbeschränkungen.

Zu den Branchen, die deutschlandweit am stärksten von der Rezession und den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus beeinträchtigt waren, gehörten das Unterhaltungs-, Freizeit- und Gaststättengewerbe. Die Branchenbetriebe umfassten unter anderem Restaurants und Cafés sowie Theater, Unterhaltungsbetriebe, Museen und Sportstätten. Da diese nicht als kritisch für den Erhalt des alltäglichen Lebens gelten, waren sie als Erstes von Schließungen und Schutzmaßnahmen betroffen. Die Umsätze aller drei Branchengruppen haben infolge der betrieblichen Schließungen, einer Verringerung des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens und eines Rückgangs der Konsumbereitschaft der Kunden massive Einbrüche im Jahr 2020 erlitten. Von allen Freizeitbranchen ist es einzig und allein den Betreibern von Streamingdiensten und Verlegern von Videospielen gelungen, inmitten der Krisensituation positive Wachstumszahlen vorzuweisen.

Die Gaststättenbranche im Lockdown

Laut Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands hat das gesamte Gastgewerbe in Deutschland im Jahr 2020 infolge der Pandemie einen Umsatzeinbruch von 31,8 % erlebt, wobei insbesondere das Gaststättengewerbe stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Infolge des ersten Lockdowns wurden Gastronomiebetriebe zur Schließung gezwungen und den Betreibern von Gaststätten war lediglich die Ausgabe von Speisen und Getränken zur Abholung oder Lieferung gestattet.

Am stärksten von den Lockdown-Maßnahmen betroffen war die Branche des Getränkeausschanks, die im Jahr 2020 fast die Hälfte ihres Umsatzes einbüßte, da die Lockdowns eine Schließung von Bars, Kneipen und Clubs mit sich zogen, was die Absatzmöglichkeiten der Branche enorm einschränkte. Einschneidende Umsatzeinbußen hat auch die Branche der Cafés und Eisdielen verbucht, die in der Hauptsaison zeitweise wieder öffnen durfte, auf deren Angebote viele Verbraucher allerdings aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bereit waren, zu verzichten. Einbußen in ähnlicher Höhe wie die Cafés mussten die Restaurants mit herkömmlicher Bedienung hinnehmen, die über eigene Sitzmöglichkeiten verfügen und die Bedienung an Tischen vor Ort anbieten.

Deren Branchenumsatz ist 2020 um rund ein Drittel des Vorjahresumsatzes zurückgegangen. Die Branche der Restaurants mit Selbstbedienung, die unter anderem Fast-Food-Restaurants und Drive-in-Schalter umfasst, hat 2020 einen Umsatzrückgang von mehr als 20 % verzeichnet. Damit war die Branche weniger stark betroffen als die Branche der Restaurants mit herkömmlicher Bedienung, was daran lag, dass diese Restaurants bereits vor der Pandemie Liefer- und Abholmöglichkeiten anboten.

Abhol- und Lieferboom in der Pandemie

Durch die Einschränkungen des herkömmlichen Restaurantbetriebs hat die Bedeutung von systemisierten Lieferdiensten und -Apps in der Pandemie stark zugenommen. Diese haben enorm an Beliebtheit gewonnen, da sie während der Pandemie den Betrieb der Gaststätten aufrechterhielten, eine kontaktarme Übergabe der Speisen ermöglichten und den Kunden einen größeren Komfort boten. Zudem erhöhten die Lieferdienste die Reichweite der Gaststättenbetreiber erheblich. Die Bedeutung der Lieferdienste für die Schnellgastronomie dürfte auch in Zukunft weiter ansteigen, da mit dem zunehmenden Digitalisierungsgrad in Deutschland der Trend hin zu digitalisierten Dienstleistungen vorangetrieben wird. Darüber hinaus wirken sich Angebote wie Online-Bestellungen und Lieferapps absatzfördernd auf die Gastronomiebranche aus.

Steigendes Einkommensniveau fördert Umsatzzahlen

Die Entwicklung der Branche im aktuellen Jahr gestaltete sich wesentlich erfreulicher. Eine Lockerung der Infektionsschutzmaßnahmen und der Beginn der bundesweiten Impfkampagne im vergangenen Jahr wirkten sich förderlich auf die konjunkturelle Entwicklung und die Umsätze der Branchenakteure aus. Für die kommenden Jahre ist von einer Fortsetzung des Wachstumstrends und einem Anstieg des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens auszugehen. Dies dürfte sich wiederum positiv auf das allgemeine Konsumklima, die Ausgabebereitschaft der Kunden und die gastronomischen Betriebe auswirken. Allerdings dürften die Umsätze dieser Branchengruppe erst nach dem Jahr 2023 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen.

Sinkende Absätze der Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien durch Konkurrenzprodukte

In der Branche der Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien hat die Coronakrise 2020 zu einer Beschleunigung von Trends geführt, die bereits vor der Pandemie präsent waren. Vor dem Eintritt der Krisensituation entwickelten sich die Umsätze der meisten Printmedien aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung analoger Medien und der Konkurrenz durch digitale Unterhaltungs- und Informationsformate rückläufig. Sinkende Auflagenzahlen und Einnahmen führten zu rückläufigen Umsätzen und Gewinnmargen bei den Verlagsgesellschaften, die infolgedessen versuchten, die Umsatzverluste durch eine Umstellung auf digitale Angebote auszugleichen. Die Branche der Buchverlage setzte stärker auf die Ausweitung ihres Angebots an Hörbüchern und E-Books und schaffte es, ihre Umsatzrückgänge zu minimieren. Die Verleger von Zeitungen und Zeitschriften hingegen, für die der Vertrieb und die Schaltung von Werbeanzeigen wichtige Erlösquellen sind, konnten diese durch die rückläufige Nachfrage und die sinkenden Werbeeinnahmen nicht umgehen.

Umsatzplus für Videospiele und Streamingdienste

Mit dem Ausbruch der Pandemie entwickelten sich die Umsätze der Verlagsgesellschaften stark rückläufig, was der Schließung der stationären Einzelhandelsfilialen, die essentielle Vertriebskanäle für die Branchenteilnehmer darstellten, geschuldet war. Für die Verleger von Zeitungen und Zeitschriften sind die Umsätze im Laufe der Coronakrise eingebrochen, da vielen Unternehmen aufgrund finanzieller Engpässe die Mittel für die Finanzierung von Werbemaßnahmen fehlten. Einzig und allein die Verleger von Videospielen und Streamingdienstleister konnten durch die Lockdowns eine stärkere Nachfrage ihrer Produkte verbuchen und ihre Branchenumsätze 2020 um jeweils 18 % und 30 % steigern. Dies war auf die mit der Kurzarbeit zunehmende Zeit, die Verbraucher in den eigenen vier Wänden verbrachten, die begrenzten Freizeitoptionen während der Lockdowns sowie die sich intensivierende Nutzung digitaler Endgeräte zurückzuführen. All diese Faktoren wirkten sich nachfragefördernd aus und bescherten den Dienstleistern Umsatzzuwächse in zweistelliger Höhe.

Virtuelle Unterhaltungsformate gewinnen  

Im Zuge einer konjunkturellen Erholung von den Ausfällen der Pandemie sind ein ansteigendes Einkommensniveau und ein Anstieg der Nachfrage nach Unterhaltungs- und Informationsmedien zu erwarten. Verleger müssen jedoch ihr Angebot verstärkt auf Online-Formate ausrichten, um neue Zielgruppen anzusprechen und Kunden zu gewinnen. Durch die steigende Internetnutzung der Kunden wird sich auch die Abhängigkeit der Verleger vom Online-Handel in der Absatzpolitik verstärken, während die Bedeutung von stationären Einzelhändlern in Bezug auf den Branchenabsatz weiter abnehmen dürfte. Gleichzeitig wird sich die Konkurrenz klassischer Printmedien durch alternative Angebote wie Videospiele oder Streamingdienste, die aufgrund der Verbreitung mobiler Endgeräte stark an Beliebtheit gewinnen, in Zukunft zu einem größer werdenden Risiko für die Absatzquoten der Verlagsgesellschaften entwickeln. Insofern ist in den kommenden Jahren von einem leichten Rückgang der mit klassischen Printmedien generierten Umsätze sowie von einer Steigerung des Umsatzes der Anbieter von Streamingdiensten und Videospielen auszugehen.

Sinkende Gewinnmargen in den Kultur- und Kreativbranchen

Ähnlich stark von den Einschränkungen der Pandemie und dem verschlechterten Konsumklima betroffen wie das Gaststättengewerbe waren auch die Kultur- und Kreativbranchen in Deutschland. Sowohl die Branche der Theater- und Konzertveranstalter als auch die Betreiber von Vergnügungs- und Themenparks erlitten im Jahr 2020 aufgrund der zur Eindämmung der Pandemie angeordneten Veranstaltungsverbote Umsatzeinbrüche in Höhe von rund 40 %. Die Umsatzzahlen der Sportvereine und Fitnesszentren gingen durch die Schließung der Sportstätten und Kontaktbeschränkungen im selben Jahr um 20 % und 29 % zurück. Betreiber von Bibliotheken, Museen, botanischen und zoologischen Gärten hingegen verbuchten vergleichsweise milde Umsatzrückgänge von 16 %.

Mit der Außerkraftsetzung des Veranstaltungsverbots und der allmählichen Erholung der Branchen von der wirtschaftlichen Rezession war 2021 eine sichtliche Besserung der Umsatzentwicklung spürbar. Der Beginn der Impfkampagne hat zu teilweisen Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen und zu leicht steigenden Besucherzahlen geführt, was sich förderlich auf den Umsatz und die Gewinnmargen auswirkte. Die im November und Dezember 2020 gewährten Hilfen dürften einen Beitrag zur Linderung von Liquiditätsschwierigkeiten geleistet haben. Eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau dürfte allerdings erst in einigen Jahren gegeben sein, da aktuell nach wie vor Abstandsregelungen und Begrenzungen der Besucherzahlen in Kraft sind und sich die Konsumbereitschaft und Nachfrage seitens der Kunden eher langsam verbessern dürften. Aufgrund dessen müssen die Veranstalter mit einer Drosselung der Einnahmen aus Eintrittsgeldern rechnen. Da geringe Einnahmen auf relativ hohe Kosten für den Betrieb der Anlagen und die Umsetzung von Hygiene- und Abstandsauflagen treffen, fallen die Gewinnmargen aktuell eher gering aus.

Digitalisierung des kulturellen Angebots

Zukünftig ist mit einer Erhöhung der Gewinnmarge zu rechnen. Einer Reihe von Museen und anderen Kulturbetrieben war es möglich, physische Ausstellungen durch virtuelle Ausstellungen zu ersetzen und Zuschauern weiterhin den Zugang zu kulturellen Angeboten zu gewähren. Dadurch dürften sie in Zukunft besser gegen weitere Ausfälle und Schließungen aufgestellt sein. Auch bei Konzert- und Theaterveranstaltern, die während der Lockdowns teilweise auf die Übertragung ihrer Veranstaltungen über Livestreams ausgewichen sind, könnten virtuelle Alternativen das Angebot ergänzen und eine zusätzliche Einnahmequelle bieten. Da insgesamt mit der volkswirtschaftlichen Erholung das Einkommensniveau wieder wächst und damit auch die Nachfrage nach sowie die Konsumausgaben für Freizeitaktivitäten, Kultur und Unterhaltung, sind auch für die Kultur- und Kreativbranchen in den nächsten Jahren neue Umsatzpotenziale zu erwarten.

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